Klarheit

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Als Klarheit wird ein Bewusstseinszustand im Traum, im traumlosen Schlaf, oder im Wachen bezeichnet, wobei es allerdings verschiedene Kriterien dafür gibt, was Klarheit ausmacht. Je mehr und stärker solche Kriterien erfüllt werden, als umso "klarer" (oder bewusster) gilt das entsprechende Bewusstsein. Entsprechend "trüber" (oder unbewusster) ist es, je weniger und schwächer Kriterien für Klarheit erfüllt sind. Die weiteren Einteilungen in "luzid", "klar", "semiluzid", "präluzid" etc. sind nicht immer eindeutig. Viele verwenden diese Begriffe unterschiedlich.

Kriterien für Klarheit

Im Traum

Als Klartraum-Kriterium ist die folgende Auflistung von Paul Tholey weit verbreitet, wobei meist nur die ersten drei Kriterien als zwingend, und die restlichen (4-7) als Kriterien für höhere Stufen von Klarheit erachtet werden:

  1. Klarheit über den Bewusstseinszustand (man weiss, dass man träumt)
  2. Klarheit über die Entscheidungsfreiheit (man kann seinen Willen im Traum ausleben)
  3. Keine Verwirrung des Bewusstseins
  4. Klarheit der Sinneswahrnehmungen (wie im Wachleben)
  5. Klarheit über das Wachleben (man weiss, wer man im Wachleben ist und was man sich für den Traum vorgenommen hat)
  6. Klare Erinnerung (die Erinnerung an den Klartraum ist wie eine Erinnerung aus dem Wachleben)
  7. Klarheit über die Bedeutung des Traums (schon während dem Träumen)

Probleme der Kriterien

Über die unterschiedlichen Kriterien kann gestritten werden, da sie nicht immer eindeutig sind.

  • So ist die allgemeine Sinneswahrnehmung und Erinnerung im Wachleben nicht bei jedem Menschen von gleicher Qualität, aber auch bei einem einzelnen Individuum nicht in jeder Situation die selbe.
  • Ebenso hängen die Klarheitskriterien von einem gewissen Weltbild ab, welches aber nicht von jedem Menschen geteilt wird. So ist die Ansicht darüber, ob Träume etwas bedeuten oder wie sie gedeutet werden müssen beispielsweise unterschiedlich, ebenso auch die Ansicht über den Unterschied zwischen Wachleben und Traum, oder darüber was ein Traum überhaupt ist.
  • Allgemein kann man in Frage stellen, ob die Klarheit im Traum vorwiegend an den normalen Bewusstseinszuständen des Wachzustands gemessen werden sollte. Immerhin sind auch dort Menschen unterschiedlich bewusst, verfolgen oft unbewusst gesteuerte Aktivitäten oder Gedanken, und könnten prinzipiell auch noch bewusster in ihrem Leben werden. Wo dies wohl für die Basiskriterien nach Tholey bei gesunden, nüchternen Menschen kein Problem darstellt, wird es doch problematisch wenn es um höhere Stufen der Klarheit geht.
  • Die Liste suggeriert außerdem, dass eine Steigerung der Klarheit allein darin besteht, die nächsten Punkte zu verwirklichen. Zwar mag das zutreffen, doch zugleich können auch einzelne Punkte einen unterschiedlichen Grad an Klarheit aufweisen. Z.B. wenn das "Wissen um den Bewusstseinszustand" (1. Stufe) nicht mehr nur eine intellektuelle Ansicht bedeutet, sondern auch ein unmittelbares "Spüren" - eine geistige Einsicht.

Übertragung der Kriterien auf den traumlosen Schlaf

bereits im traumlosen Schlaf verändern sich Tholeys Kriterien für Klarheit im Detail:

  1. Klarheit über den Bewusstseinszustand ist nun nicht mehr die Erkenntnis, dass man träumt, sondern dass man schläft.
  2. Klarheit über die Entscheidungsfreiheit bedeutet hier eher, seinen Willen jederzeit ausleben zu können, d.h. jederzeit z.B. einen beliebigen Traum starten zu können, oder auf andere, direktere Weise seine Bedürfnisse zu befriedigen (soweit dies im Schlaf möglich ist).
  3. Keine Verwirrung des Bewusstseins bliebe auch hier.
  4. Klarheit der Sinneswahrnehmungen wäre nicht relevant, da es hier keine Sinneswahrnehmungen gibt. Außer vielleicht das "Energie"-Gefühl.
  5. Klarheit über das Wachleben wäre auch hier möglich.
  6. Klare Erinnerung auch, wobei es vermutlich wenig Ereignisse zum Erinnern gäbe.
  7. Klarheit über die Bedeutung wäre ähnlich der Sinneswahrnehmungen höchstens in sehr veränderter Weise möglich: Als Klarheit über z.B. Emotionen oder den Geist überhaupt.

Übertragung der Kriterien aufs Wachleben

Wendet man die Kriterien noch auf das Wachleben an, würden sich folgende Veränderungen ergeben:

  1. Klarheit über den Bewusstseinszustand hieße vielleicht, zu wissen, dass man wach ist. Normalerweise meint man zumindest, dies zu wissen, allerdings sollte man das noch vom begründeten Wissen unterscheiden. Im spezielleren kann die Klarheit über den Bewusstseinszustand auch bedeuten, zu wissen, in welcher äußeren Situation man sich befindet und welche Prozesse gerade im Geist ablaufen.
  2. Klarheit über die Entscheidungsfreiheit wäre hier vermutlich eingeschränkter als im Traum, allerdings könnte das im Fall höherer Klarheit eine flexible Wahrnehmungsfähigkeit bedeuten, wo man also Einfluss auf seine mentalen Modelle hat, sowie daraus folgend eine Aneignung diverser Fähigkeiten und allgemein eine freiere Lebensweise.
  3. Keine Verwirrung des Bewusstseins ist im Wachzustand normalerweise auch gegeben, kann allerdings vermutlich auch noch gesteigert werden.
  4. Klarheit der Sinneswahrnehmungen ist normalerweise schon gegeben, kann aber vielleicht auch gesteigert werden. Hier scheint der Klartraum manchmal sogar klarer zu sein als das normale Wachleben, da das Gefühl der Gegenwärtigkeit einen viel intensiveren Eindruck hinterlässt, als die alltägliche Wahrnehmung. Dies kann aber durch Achtsamkeit auf den gegenwärtigen Augenblick auch im Wachen gesteigert werden.
  5. Klarheit über das Wachleben ist normalerweise gegeben, allerdings könnte es in höheren Graden auch bedeuten, seine vergangenen Prägungen, gesellschaftlichen Rollen und Selbstrepräsentationen genau zu kennen und zu wissen, wer man unabhängig davon "wirklich" ist, was man wirklich will.
  6. Klare Erinnerung: Die Erinnerung im Wachleben ist natürlich immer "so klar wie im Wachleben", auch wenn dies stark schwankt, weil z.B. Gedankenabfolgen weniger klar in Erinnerung bleiben als besondere Ereignisse. Generell kann ein intensives, aufmerksames Erleben des Augenblicks auch im Wachen zu einer später besseren Erinnerung führen.
  7. Klarheit über die Bedeutung des Wachlebens würde hier damit zusammenfallen, seine mentalen Modelle zu verstehen und innere Motive und Prägungen zu begreifen, die zu verschiedenen Handlungen und Wahrnehmungen führen oder diese anziehen. So kann man z.B. die Bedeutung eines immer wieder auftretenden Beziehungsmusters oder einer Sucht usw. im Wiederholungszwang erkennen, oder sich klar darüber werden, wieso man bestimmte Vorlieben und Abneigungen hat. Außerdem können natürlich vor allem selbst gestaltete Kunstwerke oder Geschichten in ihrer tieferen Bedeutung verstanden werden, aber auch fremde, die man etwa besonders mag. In einem weniger speziellen Sinn könnte es auch heißen zu begreifen, was das Leben im Innersten ausmacht.

Faktoren, die die Klarheit beeinflussen

Tiefe des Schlafs und Schlafphasen

Aus dem REM- Schlaf werden am häufigsten Klarträume bzw Klarheit berichtet (ganz ähnlich verhält es sich mit der Traumerinnerung). In den Morgenstunden gelingt die Klartrauminduktion vielen um einiges häufiger als direkt abends beim Einschlafen. Aus diesem Grund ist die WBTB- Technik so erfolgreich und beliebt. Für eine Erklärung hierfür kann ein Zusammenhang zur höheren Müdigkeit abends betrachtet werden, ebenso wie die Tatsache, dass die Tiefschlafphasen zu Beginn in der Nacht auftreten, und schließlich, dass das Hormonlevel in der frühen und dunklen Nacht anders ist als morgens. Für den ersten Aspekt spricht, dass auch bei Übermüdung Schlafen zu gehen die Klarheit beeinträchtigen kann.

Ebenso fällt es vielen leichter, während der Entspannung - etwa beim meditieren - bewusst zu bleiben; in einem Zustand also, in dem man noch nicht schläft. Dies deutet auf einen Zusammenhang zur veränderten geistigen (und Gehirn-) Aktivität hin: Je tiefer der Geist im Schlafzustand ist, umso schwerer scheint es zu sein, dabei klar zu werden (aber nicht unmöglich), womöglich weil diese Zustände sehr ungewohnt sind und für unser übliches Wachbewusstsein meist nur schwer zugänglich. Ein solcher Zugang müsste demnach also graduell erworben werden, indem man schrittweise langsam übt, in immer tieferen Schlaf- oder schlafähnlichen Zuständen bewusst zu sein.

Vorfreude, Gegenwärtigkeit des Themas und Erwartungshaltung

Häufig wird berichtet, dass ein Klartraum, auch eine spontane Traumerkenntnis, zustande kam, nachdem sich jemand am Tag häufig mit Klarträumen, den eigenen Träumen und den Zielen für die Träume die Tage und insbesondere die Stunden zuvor auseinandergesetzt hat. Das ständige daran denken und sich ausmalen wie es wäre, (später) klar zu werden, wird auch in Techniken wie der Autosuggestion und MILD zu nutzen versucht. Eine Erklärung hierfür wäre, dass in den Fällen, in denen dies funktioniert, der Wunsch zum Klarträumen sowie die Zuversicht und die konkrete Vorstellung so weit im Unbewussten verankert ist, dass eine innere Motivation dafür sorgt, dass im Traum die Traumerkenntnis erfolgt. Ein weiterer Faktor in diesem Fall ist auch die zeitliche Nähe: das, womit man sich intensiv beschäftigt, bevor man schlafen geht, hat eine große Wahrscheinlichkeit, sich auf die Träume später auszuwirken, vor allem wenn dies in der zweiten Nachthälfte geschieht. Wie wäre dieser Umstand zu erklären?

Wechselwirkung der Klarheitszustände im Traum und im Wachen

Indem man sich an mehr Träume erinnert und einen geistigen Zugang zu ihnen erhält, kann im Wachleben die Selbsterkenntnis gesteigert werden. Indem man im Wachleben wiederum achtsamer ist und sich mehr mit seinem Geist auskennt, kann man im Traum eher den Traumzustand erkennen. Auf dem Prinzip der sich gegenseitig steigernden Klarheit im Wachen und im Traum, bzw. auch im Schlaf, basieren Techniken wie z.b. das Traumyoga. Dafür eingesetzt werden können außerdem Meditation und Traumarbeit.

Vorläufige weitere Stichpunkte

  • Wann funktioniert SSILD?
  • Was ist bei natürlichen Klarträumern anders?
  • cortikaler neocortex shit - wie ist der Zusammenhang zum Erleben und Handeln?
  • Substanzen (oder auch das Fehlen von wichtigen Stoffen?) können die Klarheit beeinträchtigen.
  • Verkrampftheit, Versteifung auf Techniken
  • Unsicherheit und Zweifel
  • Vergessen, dass man gerade eingeschlafen ist. Wodurch wird das Vergessen ausgelöst, wodurch verhindert? (WILD & Varianten, MILD)
  • Was bedingt und erschwert kritisches Bewusstsein? (DILD)
man träumt nicht immer von den Situationen, in denen man RCs am Tag macht
Bewusstsein über Traumzeichen: wie wird es verankert?
  • Das "Traumgefühl" (fühlen, dass man träumt, Verbundensein mit dem Traum), womit hängt es zusammen?
  • Hilfe aus dem Unbewussten (LILD, Traumhelfer), wovon ist sie abhängig?

Weiteres aus der Diskussion im Forum:

  • Erfolgreiche Herangehensweisen verfrüht textlich festlegen, kann dazu führen, dass wichtige Aspekte übersehen werden und die so angewandte Technik nicht mehr richtig funktioniert
  • Interesse an dem Aussenrum: Bewusstsein im Schlaf jeder Art: NREM, Void, Hypnagogien, Aufwachvorgang - ermöglicht es, länger am Thema zu bleiben und es mehr auszuschöpfen, als ein starres Ziel "Klartraum". Senkt außerdem die Erfolgsschwelle: man erachtet viele kleinen Dinge als Erfolge, hat somit auch mehr Motivation.
  • Übungen die keinen Spaß machen, werden nicht lange durchgehalten oder nur halbherzig ausgeführt.
  • Das Festhalten an einer einzigen Technik kann frustrieren, wenn diese Technik für den Anfang zu schwer ist oder aber mit der Zeit zu einfach wird und keine neuen Lernfortschritte mit ihr mehr möglich sind. Es bedarf einer individuellen Anpassung der Übungen an die persönlichen Umstände und aktuellen Fähigkeiten, sodass man sich steigern kann.
  • Sich nicht klar über die eigenen Motive im Zusammenhang mit Bewusstsein und Schlaf zu sein, oder sich darin etwas vorzumachen, kann zu Frustration und ausbleibendem Erfolg bei den Übungen führen.
  • Sich nicht mit den vielen möglichen Phänomenen im Schlaf auszukennen oder auskennen zu wollen kann zu erschreckenden und verwirrenden Erlebnissen führen, da nicht jede Übung, die zum Erzielen von Klarträumen gedacht ist, auch exakt solche produziert, die man erwartet.
  • Es gibt verschiedene Arten, wie Klarheit entstehen kann: spontan, durch Erinnerung an ein Vorhaben oder an den Einschlafvorgang, durch kritisches Bewusstsein... Jede dieser Arten hat unterschiedliche zusammenhängende Faktoren.
  • Prospektives Gedächtnis hilft bei der Erinnerung an Vorhaben. Wovon hängt es aber ab?
  • Es scheint einen Zusammenhang zwischen (Traum-)Erinnerung und Klarheit zu geben
  • Klarheit im Schlaf wird behindert durch Situationen die das Bewusstsein absorbieren. Z.B. Ablenkung, Stress, und besonders emotional belastende Situationen. Es ist dann wichtig, sich mit diesen Themen zu befassen, und nichts sonst.
  • Zeit für Introspektion und Ruhe helfen dabei, klar zu werden
  • Aber auch Entscheidungen in stressigen Situationen können zu Klarheit verhelfen (Z.B. sich der bösen Hexe stellen, anstatt sie zu flüchten)


Steigerung der Klarheit

Zur Steigerung der Klarheit im Traum siehe die Artikel Techniken, außerdem Hilfsmittel. Einige dieser Übungen können auch zur Steigerung der Klarheit im traumlosen Schlaf oder im Wachleben angewandt werden.